
Begegnung in Rom 2015: Speyerer Priesteramtskandidaten trafen zusammen mit Bischof Wiesemann (vorne, 5. v. l.) und Generalvikar (damaliger Regens) Markus Magin (vorne, 3. v. l.) Papst Franziskus (vorne, 4. v. l.)
Foto: © Privat/L’Osservatore Romano
Speyer – In einem Brief an die Pfarreien und alle Mitarbeitenden des Bistums bringt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann seine tiefe Trauer um den verstorbenen Papst Franziskus zum Ausdruck.
„Eine Kirche, die zu den Menschen geht“
Mit Blick auf das fast zwölfjährige Pontifikat würdigt Wiesemann den verstorbenen Papst als prägende Gestalt für die katholische Kirche: „In dieser Zeit hat sich das Gesicht der katholischen Kirche tiefgreifend verändert. Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt.“
Der Speyerer Bischof erinnert sich an persönliche Begegnungen mit Franziskus, etwa beim Weltjugendtag 2013 in Rio oder beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe 2022. Dabei sei deutlich geworden: „Die Kirche muss, so hat Papst Franziskus es stets betont, an die Ränder gehen, um dort ihr Wesen und ihren Auftrag tiefer zu erkennen.“
Mut zur Erneuerung
In seiner Verkündigung und im direkten Kontakt mit Menschen – gerade mit jenen, deren Lebenswege nicht vollständig dem kirchlichen Ideal entsprechen – sei es Franziskus stets darum gegangen, „etwas von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu allen Menschen aufscheinen zu lassen“. Die Kirche, so Franziskus, solle ein Ort sein, „der nicht ausschließt, sondern an dem sich alle dazugehörig wissen“.
Wiesemann würdigt Franziskus als wichtigen Wegbereiter, der sich für eine grundlegende Reform der Kirche nach den Prinzipien des Zweiten Vatikanischen Konzils eingesetzt habe. Er habe die synodale Struktur gestärkt, den ökumenischen Dialog gefördert, Entscheidungswege dezentralisiert und die Rolle der Frauen aufgewertet.
Kritik sei dabei nicht ausgeblieben: „Weil die von ihm angestoßenen Reformschritte für manche zu weit gingen, für andere wiederum zu zaghaft waren.“
Seine Lehrschreiben und Auslandsreisen seien von den drängenden Fragen unserer Zeit geprägt gewesen – dem Einsatz für Frieden, soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Schöpfung. Wiesemann erinnert: „Dass durch den konkreten Einsatz von uns Christen für eine friedlichere und gerechtere Welt etwas aufleuchten soll von der Reich-Gottes-Vision Jesu.“
Glockenläuten und Trauerbeflaggung
Als Zeichen der Dankbarkeit und Trauer hat Bischof Wiesemann für Dienstag, den 22. April 2025, um 12 Uhr ein viertelstündiges Glockenläuten im ganzen Bistum angeordnet.
Er rief dazu auf, bis zur Beisetzung an allen Kirchen Trauerbeflaggung zu zeigen und in den Gottesdiensten für den verstorbenen Papst zu beten. Zugleich bat er darum, für einen guten Nachfolger zu beten, „der den eingeschlagenen Weg einer evangeliumsgemäßen Erneuerung der Kirche mutig und entschlossen weitergeht“.
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