
In seinem Element: Gerhard Freytag schneidet immer noch Obstbäume.
Foto: Hofsäß
Lachen-Speyerdorf. In Lachen-Speyerdorf ist der Name „Freytag“ eine Institution und tief in der Geschichte des Ortsteils verwurzelt.
Mit ihrem vielfältigen Engagement prägte und prägt die Familie das soziale und kulturelle Leben. Auch wenn es schwer ist, einzelne Mitglieder hervorzuheben, da sich so viele engagieren, so haben sich doch besonders der 2023 verstorbene Alt-Ortsvorsteher Günter Freytag sowie der 80-jährige Gerhard Freytag mit viel Herzblut für das Gemeinwohl eingesetzt.
Konstante im Ort
Letzterer ist eine nicht wegzudenkende Konstante im Ort und hat diesem durch seine ganz eigene Art seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Dabei spielt hier nicht nur sein regelmäßiger Auftritt beim Winzerfestumzug in Neustadt eine Rolle, bei dem er von vielen Zuschauern namentlich gegrüßt wird und immer wieder die Blicke auf „seinen“ Verein, die Obst- und Gartenbaufreunde Lachen-Speyerdorf, lenkt.
Nahbarer „Anpacker“
Durch seine freundliche und hilfsbereite Art hat er sich längst einen Ruf als stets nahbarer Anpacker erarbeitet, der Gesprächsrunden mit Geschichten aus seinem Leben und seinen vielen Begegnungen aufzulockern weiß und präsent ist, wenn es gilt anzupacken. Dabei kam und kommt ihm seine Liebe zur Natur stets zugute.
Der 1944 geborene Gerhard wuchs als jüngster Sohn mit acht Geschwistern auf, „auch wenn wir eigentlich zwölf gewesen wären“, wie er betont. Als Kind wollte er zunächst Bauer werden, „aber laut meiner Mutter war ich zu klein“.
1960 begann er eine Lehre zum Weinhandelsküfer in Altdorf und arbeitete danach in verschiedenen Betrieben, unter anderem bei den Weingütern Bürklin-Wolf in Wachenheim und Nägele in Hambach. Im Anschluss absolvierte er in Weinsberg bei Heilbronn eine Ausbildung zum Obst- und Weinbautechniker, bevor er zur Bundesforschungsanstalt für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen wechselte, wo er zeitweise wohnte.
Besonders diese Zeit blieb ihm positiv in Erinnerung, denn er arbeitete mit Kollegen aus verschiedenen Ecken Deutschlands zusammen und „einmal kamen meine Eltern auf dem Geilweilerhof zu einer Führung und mein Vater war mächtig stolz auf mich“, wie er sich erinnert.
Danach wechselte er zum Reblaus-Kommissariat im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) in Mußbach, wo er Weinberge auf Reblausbefall überprüfte. Als die Aufgabe ans Weinbauamt übertragen wurde, arbeitete er dort bis zur Rente. Im Ruhestand absolvierte er aus Interesse im DLR 2012/13 die Ausbildung zum Kultur- und Weinbotschafter.
Familienmensch
Nachdem er 1969 seine Hannelore heiratete, bekamen sie zwei Kinder und haben nun insgesamt sechs Enkel. Besonders auf seine Familie ist er auch stolz, denn seine Frau hielt ihm bei all seinen Tätigkeiten den Rücken frei und unterstützte ihn.
Außerdem „habe ich tolle Kinder, einen tollen Schwiegersohn und wunderbare Enkel.“ Und auch wenn er Lachen-Speyerdorf kurzzeitig verließ, ist er „seinem“ Ort doch treu geblieben, denn er engagierte sich später 15 Jahre lang für die FWG im Ortsbeirat.
Bei allen drei Wahlen wurde er auf den zweiten Platz vorgewählt. Tanja Walther, Schriftführerin der FWG, beschreibt ihn als einen „Mahner für Freunde und solche, die es werden wollten, denn er motivierte dazu, Dinge anzugehen, anstatt sie liegen zu lassen und ging immer mit bestem Beispiel voran. Er gab und gibt immer Vollgas, ist ein Macher, der anpackt und immer da, wenn man ihn braucht.“
Seit 1959 ist er auch Mitglied des Gesangvereins 1857 Lachen, bis heute auch im Vorstand. Da der Gesangverein über viele Jahre die Weinprinzessin krönte, kam es, dass er als Nachfolger seines Bruders Günter die Lachen-Speyerdorfer Weinprinzessin auswählte.
„Prinzessinnenmacher“
„Seine“ erste Weinprinzessin war dabei Anastasia Kronauer, die spätere Pfälzische Weinkönigin, worauf Gerhard Freytag heute noch „sehr stolz“ ist. Dies brachte ihm den Spitznamen des „Weinprinzessinnenministers“ ein, da er dieses Amt bis 2022 ausübte.
Dann ging die Zuständigkeit auf die Weinfreunde über, die Gerhard Freytag bei Hanna Veiths Krönungsabend eine Goldene Ehrennadel überreichten und ihn zum „Lachen-Speyerdorfer Weinprinzessinnenbotschafter h.c.“ ernannten.
Laut Volker Freytag, Vorstandsmitglied der Weinfreunde und Neffe Gerhard Freytags, „wollten wir uns auf diese Weise bedanken, dass er und sein Bruder Günter durchweg sicherstellten, dass wir durchgängig über so viele Jahre Weinprinzessinnen fanden. Das ist nicht selbstverständlich und eine ganz besondere Leistung, die wir würdigen wollten.“
Ehrenvorsitzender der Obst- und Gartenbaufreunde Lachen-Speyerdorf
Nun wurde er auch zum Ehrenvorsitzenden der Obst- und Gartenbaufreunde Lachen-Speyerdorf ernannt, da er den Verein, der mittlerweile etwa 300 Mitglieder hat, 2000 gründete und sich nun aus dem Vorstand zurückzog.
„Als Vereinsgründer, langjähriger Vorsitzender und langjähriges Vorstandsmitglied hat sich Gerhard Freytag in ganz besonderer Weise um die Obst- und Gartenbaufreunde verdient gemacht, das wollten wir so würdigen“, betont der erste Vorsitzende Christian Rogsch.
Der Obst- und Gartenbau hat Gerhard Freytag auch nicht mehr losgelassen, denn noch heute „klettere ich am liebsten in die Bäume, um sie und Beerensträucher zu schneiden und liebe es, Obst zu ernten.“ (hofc)
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