
Ausstellungseröffnung in der Laurentiuskirche.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Neustadt-Gimmeldingen. In der Gimmeldinger Laurentiuskirche hatten sich am Freitag (14. März) etliche Besucher zu einer Ausstellungseröffnung der besonderen Art eingefunden.
Große Fotografien aus den 30er Jahren, die meisten aus Gimmeldingen sind reihum im Kirchenschiff aufgehängt. Fotograf der interessanten Bildmotive ist Leonhard Hörth.
Hörth, geb. 1899 in Mußbach, wurde durch seine Heirat Gimmeldinger und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1979 in der Bachgasse – heute Holzmühlstraße. Er arbeitete als Betriebsschlosser bei Metallbau Mußbach.

Vertreter der Familie Müller mit einem Portraitfoto Leonhard Hörths: v.l.n.r. Wolfgang Müller, Renate Steigner-Brecht, Roland Hauck und Pfarrer Thomas Klein. In der ersten Reihe daneben Michael Burg.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Sein Hobby war das Fotografieren, und er hatte sich in seinem Haus im Badezimmer eine Dunkelkammer eingerichtet. Seit den dreißiger Jahren hat er fotografiert.
Er hatte ein fotografisches Auge und hat für die damalige Zeit erstaunlich gestochen scharfe Fotografien gemacht. Es entstanden Landschaftsbilder rund um Gimmeldingen, Gruppenfotos, Familienfeiern wie Hochzeiten, Menschen bei der Arbeit und andere Motive.
„Das könnte Emma sein, die hat in der Bachgasse gewohnt“, sagte zum Beispiel eine Besucherin zu einer anderen. Ganz dicht gingen die beiden Frauen an die Fotografie heran, um jedes Detail zu analysieren.

Roland Hauck
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Vor allem alteingesessene Gimmeldinger waren begeistert von dieser Ausstellung, zumal viele der Ortsansichten sich doch in den vielen Jahren erheblich geändert haben.
Pfarrer Thomas Klein zeigte sich erfreut über das Interesse an den Bildern. Er habe sofort grünes Licht zu dieser Ausstellung gegeben, freuen sich auch die Organisatoren Renate Steigner-Brecht und Roland Hauck. Steigner-Brecht, geborene Müller war eine Enkelin des Fotografen, Hauck ein Cousin zu den Müllers.
Jahrzehntelang wusste niemand etwas über die Existenz dieser Fotos – auch Abzüge der Bilder waren in der Familie kaum bekannt, bis die Negative bei der Räumung des Hauses 1987 gefunden wurden.

Foto: Pfalz-Express/Ahme
Zunächst war gar nicht klar, um was es sich handelt. Weitere 30 Jahre vergingen. Nachdem schon zwei Kisten Negative entsorgt waren, war es dann sein Enkel, der Arzt Dr. Otmar Müller, der trotz seiner fortgeschrittenen Erkrankung den Anstoß gab, für diese Glasbilder eine Ausstellung zu organisieren und sie einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. „Wir haben ja nicht geahnt, welchen Schatz wir da haben“, so Steigner-Brecht.
Renate Steigner-Brecht und Roland Hauck haben schließlich 35 Bilder auf Leinwand ziehen lassen. Roland Hauck hat die Glasnegative digitalisiert.

Gästebuch
Foto: Pfalz-Express/Ahme
„Die Fotos sind Zeugnisse aus dem alten Gimmeldingen und dem Leben dort in den dreißiger Jahren“, so Pfarrer Thomas Klein bei der Begrüßung. Alle gedachten auch des kürzlich verstorbenen Dr. Otmar Müller, es sei quasi sein Vermächtnis und es sei ein großer Wunsch des Verstorbenen gewesen, diese Bilder zu zeigen. Tatsächlich war Müller sehr traditions-und familienbewusst. In seiner Praxis hängen viele alte Fotografien aus seiner Familie.
„Manche Bilder wirken wie Gemälde“, so Pfarrer Klein. Interessant sei auch deren Blickwinkel, der fast in Archäologische gehe und eine soziale Komponente besitze. „Wie haben sie sich präsentiert, wie war ihre Mimik?“, fragt Klein. Auch für Hinzugezogene könnten die Bilder interessant sein: „Vielleicht findet so Mancher auf den Bildern sein Haus wieder“.
Und vielleicht, so der Wunsch, gibt es auch Bilder aus den 40er Jahren und 50er Jahren, denn das wäre eigentlich der nächste Schritt um die Gimmeldinger Geschichte weiter zu dokumentieren.

Michael Burg erläutert die mitgebrachte Kamera und deren Funktion.
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Michael Burg (Kurator für Film- und Fernsehtechnik aus dem 3F-Museum in Deidesheim hatte eine Kamera mitgebracht, die der von Hördt benutzten Platten-Kamera sehr ähnelte. Er erklärte detailliert die Funktionsweise der Kamera. Benutzer der heutigen Handykameras waren beeindruckt, wie eine solche Kamera damals funktionierte und welch schöne Bilder damit gemacht werden konnten.

Alte Gimmeldinger Ansicht
Foto: Pfalz-Express/Ahme
Auf jeden Fall ist die Ausstellung, wie es auch das ausgelegte Gästebuch dokumentiert, eine schöne Sache. Die Ausstellung ist noch bis Mitte April geöffnet. Danach werden die Fotos abgehängt und können gegen eine Spende bei Pfarrer Klein (Tel. 06321-68655) erworben werden.
Mittels des QR-Codes (siehe weiter unten) kann man alle erhaltenen Fotos von Leonhard Hörth ansehen. (desa)

Hochzeit in den 30ern
Foto: Pfalz-Express/Ahme
The post Die 30er Jahre in Gimmeldingen: Fotoausstellung zieht viele Besucher an first appeared on Pfalz-Express.